Auswirkungen, Herausforderungen und Chancen der CSRD für den deutschen Mittelstand
Klimaneutralität bis 2050: Die Ziele der EU und der Green Deal
Die Europäische Union strebt mit dem Green Deal an, bis 2050 klimaneutral zu werden. Dieser ehrgeizige Plan zielt darauf ab, die europäische Wirtschaft nachhaltig zu transformieren und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben. Die ökologische Transformation erfordert jedoch erhebliche Investitionen, wobei besonders private Finanzströme mobilisiert werden sollen.
Bedeutung der Nachhaltigkeitsinformationen für Investitionen
Um die notwendigen Investitionen von Stakeholdern zu sichern, sind detaillierte Informationen über die Nachhaltigkeit von Unternehmen unverzichtbar. Die Nachfrage nach solchen Informationen steigt stetig, da Investoren und andere Stakeholder zunehmend Wert auf nachhaltiges Wirtschaften legen.
Einführung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)
Die im Jahr 2022 eingeführte Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) stellt eine wesentliche Reform der Nachhaltigkeitsberichterstattung dar. Sie erweitert die Anzahl der berichtspflichtigen Unternehmen erheblich und standardisiert die Berichterstattung. Besonders mittelständische Unternehmen sind nun verpflichtet, umfangreiche Nachhaltigkeitsinformationen zu erheben und zu veröffentlichen.
Diese Maßnahmen sind entscheidend, um Transparenz zu schaffen und die notwendige Basis für nachhaltige Investitionen zu legen. Mit der CSRD setzt die Europäische Union einen wichtigen Schritt hin zu einer klimaneutralen und nachhaltigen Wirtschaft.
Anwendungsbereich
Unter der zuvor geltenden Non-Financial Reporting Directive (NFRD) waren deutlich weniger und hauptsächlich größere Unternehmen zur Berichterstattung verpflichtet. Die Einführung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) hat den Anwendungsbereich erheblich erweitert und wird diesen kontinuierlich weiter ausdehnen.
Betroffen sind:
Ab 2026: Große Unternehmen (die 2 von 3 der Merkmale überschreiten)
→ Bilanzsumme: 25 Millionen Euro
→ Nettoumsatzerlöse: 50 Millionen Euro
→ Mitarbeitende: 250
Ab 2027: Kapitalmarktorientierte KMUs (die 2 von 3 der Merkmale überschreiten - Ausgenommen sind Kleinunternehmen)
→ Bilanzsumme: 450.000 Euro
→ Nettoumsatzerlöse: 900.000 Euro
→ Mitarbeitende: 10
Auswirkungen, Herausforderungen und Chancen der CSRD im Mittelstand
Ab dem Berichtsjahr 2026 werden viele mittelständische Unternehmen erstmals der Berichtspflicht nach der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) unterliegen.
Frühe Betroffenheit und steigender Informationsbedarf
Die Relevanz der CSRD für mittelständische Unternehmen zeigt sich besonders in der frühzeitigen Betroffenheit durch ihre Stakeholder, darunter Zulieferer und Finanzpartner, die möglicherweise bereits selbst unter die CSRD fallen und daher erhöhte und lückenlose Berichtspflichten von ihren Geschäftspartnern entlang der gesamten Wertschöpfungskette verlangen. Diese Anforderungen führen zu einem verstärkten Druck auf mittelständische Unternehmen, frühzeitig eine nachhaltige Berichterstattung zu implementieren.
Für diese Unternehmen ist die Einhaltung der neuen Richtlinien besonders relevant, da ihre Zulieferer oder Finanzpartner den CSRD-Vorgaben unterliegen und dementsprechend detaillierte Nachhaltigkeitsinformationen von ihren Geschäftspartnern einfordern. Dadurch wird eine transparente Berichterstattung entlang der Wertschöpfungskette unverzichtbar. Mittelständische Unternehmen müssen daher bereits früher berichten, um die Anforderungen ihrer Stakeholder zu erfüllen und nicht durch Geschäftspartner ersetzt zu werden, die die Berichtspflichten einhalten.
Herausforderungen
Komplexität der Nachhaltigkeitsberichterstattung
- Erhebung einer Vielzahl an neuen Informationen: Unternehmen müssen eine umfassende Menge an Daten sammeln, die über ihre bisherigen Berichtspflichten hinausgehen
- Notwendige Strukturen und Prozesse existieren intern noch nicht: Viele Unternehmen verfügen noch nicht über die notwendigen Strukturen, Erfahrungen und Routinen für eine effektive Nachhaltigkeitsberichterstattung
- Hoher Aufwand und exzessive Kosten: Der damit verbundene bürokratische Aufwand kann erheblich sein und vielen Unternehmen fehlen hierfür die Ressourcen. Laut einer Studie des VDMA liegen die Bürokratiekosten bei 1 bis 3 Prozent vom Umsatz.
Informationsbedarfe von Geschäftspartnern
- Berichtspflichtige Kunden, Zulieferer und Finanzpartner: Unternehmen sehen sich zunehmenden Anforderungen von Kunden, Zulieferern und Finanzpartnern gegenüber, die selbst berichtspflichtig sind und detaillierte Nachhaltigkeitsinformationen verlangen
- Zunehmende mittelbare Betroffenheit: Auch mittelständische Unternehmen, die zunächst nicht direkt unter die Berichtspflicht fallen, sind durch die Informationsbedarfe ihrer Geschäftspartner betroffen
Wettbewerbsauswirkungen von zunehmender Transparenz
- Verhandlungsmacht von Stakeholdern gegenüber ihren Zulieferern: Die gesteigerte Transparenz durch umfangreiche Berichterstattung erhöht die Verhandlungsmacht der Stakeholder gegenüber ihren Zulieferern, wenn diese nicht die notwendigen Informationen liefern können.
- Komplexität der Nachhaltigkeitsberichterstattung: die von der EFRAG (European Financial Reporting Advisory Group) veröffentlichte Liste beträgt alleine 1178 Datenpunkte, die jedoch nicht nach den Themen der ESRS-Wesentlichkeitsanalyse gruppiert, weshalb eine zusätzliche Kategorisierung der Berichtsanforderungen erforderlich ist
Chancen
Eigene Nutzung der Informationen
- Einsparpotenziale und Innovationen identifizieren: Durch die detaillierte Datenerhebung können Unternehmen Einsparpotenziale entdecken und innovative Lösungen entwickeln
- ESG-Risiken intern identifizieren: Unternehmen können Umwelt-, Sozial- und Governance-Risiken frühzeitig erkennen und gezielt adressieren
- Haftung vorbeugen: Eine umfassende Berichterstattung hilft, potenzielle Haftungsrisiken zu minimieren
- Langfristige Weiterentwicklung des Geschäftsmodells: Nachhaltigkeitsberichte unterstützen die langfristige Anpassung und Weiterentwicklung des Geschäftsmodells hin zu mehr Nachhaltigkeit
Nutzen der Berichte als Kommunikationsinstrument
- Nachhaltigkeitsberichte als strategisches Kommunikationsinstrument & Marketingtool nutzen: Berichte können gezielt als Mittel zur Kommunikation der Nachhaltigkeitsbemühungen genutzt werden, um das Unternehmensimage zu stärken
- Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen: Durch die Transparenz in Nachhaltigkeitsfragen wird das Unternehmen für potenzielle Mitarbeiter attraktiver
- Stärkere Bindung der Stakeholder: Transparente Berichterstattung fördert das Vertrauen sowie die Loyalität der Stakeholder und erfüllt ihr eigenes Bestreben nach einer nachhaltigkeitsbezogenen Berichterstattung.
- Erlaubt Zugang zu Förderkrediten: Eine gute Nachhaltigkeitsberichterstattung kann den Zugang zu staatlichen Fördermitteln und Krediten erleichtern
Strukturierte Deckung der Informationsbedarfe verschiedener Stakeholder
- Reduziert Informationsasymmetrie zwischen Käufern und Verkäufern: Berichte verringern die Informationslücken bezüglich der Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells
- Decken behördlicher Informationsbedarfe und Relevanz zum Bürokratieabbau: Nachhaltigkeitsberichte erfüllen behördliche Anforderungen und tragen zur Reduzierung des bürokratischen Aufwands bei
Umsetzung der CSRD in nationales Recht: Referentenentwurf und Reaktionen der Wirtschaftsverbände
Forderungen der Wirtschaftsverbände
Insbesondere gibt es Forderungen für einen offenen Markt für die bevorstehende verpflichtende Prüfung der Nachhaltigkeitsberichte. Diese Forderungen werden unterstützt von:
- TÜV-Verband e.V.: Als Vertreter der Prüfungsorganisationen fordert der TÜV-Verband einen offenen Markt zur Sicherstellung hoher Prüfungsstandards und -qualität.
- Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie
- Verband der Chemischen Industrie (VCI)
- Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA)
- Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie
- Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM)
- WirtschaftsVereinigung Metalle
Sorgen und Kritik der Wirtschaftsverbände
Die Verbände äußern vor allem Besorgnis über:
- Erhöhte Kosten für den Mittelstand: Die zusätzlichen finanziellen Belastungen durch die neuen Berichtspflichten könnten besonders für mittelständische Unternehmen problematisch werden.
- Gefahr von minderwertigen Prüfungsergebnissen: Falls es an qualifiziertem Personal oder technischem Know-how mangelt, könnte die Qualität der Prüfungen beeinträchtigt werden, was zu ungenauen oder unzuverlässigen Berichten führen könnte.
Wie kann Tanso helfen
Tanso unterstützt mittelständische Unternehmen, die Anforderungen der CSRD zu erfüllen und ihre Nachhaltigkeitsziele durch eine prüfungsgerechte und integrierte ESRS-Berichterstattung nach höchsten Standards zu erreichen. Mit unserem Schwerpunkt auf datenintensiven Kategorien, wie dem Corporate Carbon Footprint, ermöglicht Tanso nicht nur eine standardkonforme Berichterstattung, sondern auch eine aktive Steuerung und Optimierung der ESG-Performance.