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Scope-2-Emissionen erheben: 6 Schritte zur genauen Erfassung

Zwei Nachhaltigkeitsmanager die eine Visite machen

Scope-2-Emissionen sind ein wesentlicher Bestandteil des CO₂-Fußabdrucks und der Dekarbonisierungsstrategie der meisten Unternehmen. Sie umfassen die indirekten Emissionen, die mit dem Stromverbrauch und anderen eingekauften Energiequellen verbunden sind. Obwohl sie oft als leicht zu reduzierende Emissionen gelten, ist es wichtig, die verschiedenen Berechnungsmethoden und die verfügbaren Instrumente zur Minderung von Scope-2-Emissionen zu verstehen.

In diesem Artikel gehen wir darauf ein, was bei der Erhebung von Scope-2-Emissionen zu beachten ist und geben Handlungsempfehlungen wie sich Dekarbonisierungsmaßnahmen von Anfang an effektiv steuern lassen.

Was sind Scope-2-Emissionen?

Scope 2 umfasst alle indirekten Treibhausgasemissionen (THG), die durch den Verbrauch von bezogenem Strom, Dampf, Wärme oder Kälte entstehen. Auch wenn diese Treibhausgasemissionen dort anfallen, wo die Energie erzeugt wird, und nicht dort wo diese Energie verbraucht wird, werden Scope-2-Emissionen dem Endverbraucher zugerechnet. Das Greenhouse Gas Protokoll legt mit der "Scope 2 Guidance" einen Rahmen dafür fest, wie Organisationen diese Emissionen messen und berichten sollten. Zusätzlich sind zwei unterschiedliche, aber sich ergänzende Bilanzierungsmethoden relevant:

  • Standortbasierte Methode: Spiegelt die durchschnittliche Emissionsintensität des Netzes wider, in dem der Energieverbrauch stattfindet.
  • Marktbasierte Methode: Misst Emissionen basierend auf den tatsächlich vom Unternehmen erworbenen Energiequellen. Dies erfordert z. B. spezifische Lieferverträge oder Zertifikate, die die Herkunft der verwendeten Energie ausweisen (z. B. Stromkaufvereinbarung (PPAs) oder Grünstromzertifikate (EACs)).

Obwohl jede Methode unterschiedliche Daten und Dokumentationen erfordert, verlangen Nachhaltigkeitsstandards von Unternehmen, dass sie beide Methoden anwenden, um eine umfassende Emissionsbilanz zu erhalten. Im Folgenden finden Sie eine schrittweise Herangehensweise für die Berechnung von Stromemissionen aus Scope 2. Diese berücksichtigt sowohl eine marktbasierte als auch eine standortbasierte Berechnung. Die beschriebenen Schritte lassen sich analog auch auf die anderen Emissionskategorien aus Scope 2 anwenden und sollten entsprechend durchgeführt werden.

1. Stromverbrauchsdaten erfassen

Die Erhebung von Scope-2-Emissionen beginnt mit der Quantifizierung Ihres Verbrauchs. Die Daten zum Stromverbrauch sind normalerweise leicht zugänglich und stammen in der Regel aus Stromrechnungen und Stromlieferverträgen. Hierbei gilt es zu beachten, dass die vorhandenen Daten nach Ländern oder Einrichtungen kategorisiert werden sollten, um spätere Berechnungen zu vereinfachen. Dies ist vor allem wichtig, da die Emissionsintensität der Stromerzeugung je nach Region unterschiedlich ist. In einigen Ländern stützt sich das Netz auf fossilen Brennstoffen, während in anderen Ländern der Anteil der erneuerbaren Energien viel höher ist. Auch marktbasierte Instrumente sind standortabhängig. Selbst in Regionen wie Europa, in der es ein gemeinsames EAC-System gibt und Zertifikate über nationale Grenzen hinweg übertragen werden können, hat jedes Land sein eigenes Register.

2. Daten für nationale Netz-Emissionsfaktoren recherchieren

Um Ihre standortbezogenen Scope-2-Emissionen zu berechnen, benötigen Sie Emissionsfaktoren. Diese messen die Kohlenstoffintensität eines Stromnetzes innerhalb eines Landes und drücken die Menge an Treibhausgasen aus, die pro verbrauchter Stromeinheit emittiert wird (normalerweise in kg CO₂e/kWh).

Quellen für Emissionsfaktoren sind unter anderem:

Achten Sie darauf, dass die Emissionsfaktoren aus dem aktuellsten Jahr stammen, die für Ihre Daten verfügbar sind. Sollte Ihr Unternehmen in mehreren Ländern tätig sein, benötigen Sie für jedes Land eigene Emissionsfaktoren. In solchen Fällen sollte eine zentrale Datenbank mit Netzemissionsfaktoren erstellt werden um Daten konsolidiert verfügbar zu haben.

3. Standortbezogenen Emissionen berechnen

Sobald Sie Ihre Verbrauchsdaten und die dazu passenden Emissionsfaktoren erfasst haben, können Sie Ihre standortbezogenen Scope-2-Emissionen berechnen. Die Berechnung ist simpel: Multiplizieren Sie den Stromverbrauch mit den Emissionsfaktoren.

Wenn Sie also 1.000.000 kWh Strom in einer Region mit einem Netzemissionsfaktor von 0,4 kg CO₂e/kWh verbraucht haben, betragen die Gesamtemissionen für diesen Standort 400.000 kg CO₂e.

Stellen Sie sicher, dass Sie Ihren Energieverbrauch konsequent nach Regionen gruppieren. Die große Mehrheit der Unternehmen tut dies nach Ländern. Dies ist wichtig, da, wie bereits erwähnt, die Emissionsintensität der Stromerzeugung nach Strommix (z. B. fossile Brennstoffe, Kernenergie, erneuerbare Energien) im Stromnetz des jeweiligen Standorts sehr unterschiedlich ist. Schließlich addieren Sie die Emissionen jeder Region, um Ihre standortbasierte Gesamtsumme zu erhalten.

4. Informationen aus dem Kauf von Strom aus erneuerbaren Energien sammeln

Der marktbasierte Ansatz spiegelt die Emissionen der von einer Organisation gewählten Energiequelle wider, unabhängig davon, ob es sich um fossile oder erneuerbare Energien handelt. Er stützt sich auf vertragliche Instrumente, um den Verbrauch von sauberem Strom nachzuvollziehen und den Umweltnutzen, vor allem die reduzierten Emissionen, zuzuordnen.

Um gültige Angaben zur Nutzung erneuerbarer Energien machen zu können, müssen Unternehmen alle Einkäufe grüner Energie mit Grünstromzertifikaten (EACs) dokumentieren. Darüber hinaus gilt es zu prüfen, ob die von Ihnen erworbenen EACs auf der Liste der vom CDP akzeptierten Zertifikate stehen. Dazu gehören Herkunftsnachweise (HKNRs) in der EU, Zertifikate für erneuerbare Energien (RECs) in den USA und Kanada sowie internationale RECs in einer wachsenden Zahl von Ländern.

Es gibt jedoch mehrere Möglichkeiten, ordnungsgemäß dokumentierte erneuerbare Energien zu beziehen:

  • Ungebündelte Energieattribut-Zertifikate (EACs): Unternehmen können Strom und EACs getrennt und von verschiedenen Anbietern kaufen. Beim Kauf von unegbüdelten EACs kaufen die Verbraucher eine Menge von Zertifikaten, die ihrem physischen Stromverbrauch entspricht.
  • Stromkaufvereinbarung (PPA): Hierbei handelt es sich um Verträge mit Erzeugern erneuerbarer Energien über den Kauf von Strom zu einem festen Preis. Damit Ansprüche auf erneuerbare Energien geltend gemacht werden können, müssen Unternehmen ihren Verbrauch aus einer PPA mit EACs dokumentieren.
  • Lieferantenspezifische Emissionsfaktoren: Einige Energieversorger bieten Emissionsfaktoren an, die bereits den Strommix widerspiegeln, insbesondere wenn es grüne Tarife sind. Grüne Tarife sollten durch einen EAC unterstützt werden, um Doppelzählungen zu vermeiden. In der EU ist dies gesetzlich vorgeschrieben.

Vertragliche Instrumente werden für die freiwilligen und obligatorischen Berichte der Unternehmen immer wichtiger. So schreiben beispielsweise die ESRS, die Verwendung vertraglicher Instrumente zum Nachweis des Verbrauchs erneuerbarer Energien im Rahmen der CSRD vor.

5.  Markbasierte Emissionen berechnen

Wenn Ihr Stromlieferant Ihnen einen Emissionsfaktor für Ihren Stromvertrag mit dem erforderlichen Nachweis zur Verfügung stellt, sollte dieser zur Berechnung der marktbasierten Emissionen herangezogen. Andernfalls  wird bei der Berechnung der marktbasierten Emissionen vereinfacht gesagt – für nachgewiesene erneuerbare Energien Null-Emissionen angesetzt, während für die aus dem Netz bezogene Energie der sogenannte Restmix verwendet wird. Der Restmix ist der Strom, der im Netz verbleibt, wenn alle vertraglichen Instrumente abgezogen werden, oder mit anderen Worten, der gesamte Energiemix im Netz abzüglich der erneuerbaren Energien, die bereits von anderen Nutzern in Anspruch genommen wurden. Diese Berechnung ist für Organisationen von entscheidender Bedeutung, um eine Doppelzählung von Energieattributen zu vermeiden.

Restmixe sind für alle Länder oder Netze mit einem marktbasierten Energieverfolgungssystem verfügbar, z. B. für alle EU-Länder.

6. Wärme, Kälte und Dampf analysieren und berechnen

Unternehmen, die Wärme, Kälte oder Dampf von einem externen Anbieter beziehen, sollten die oben genannten Schritte unter Verwendung geeigneter Emissionsfaktoren für jede Energieart wiederholen. Diese sind oft weniger genau als die Emissionsfaktoren für Strom, aber allgemeine Werte sind hier ausreichend.

Gängige Quellen für Emissionsfaktoren sind unter anderem:

  • Veröffentlichungen der Regierung
  • Industrieberichte
  • Umweltagenturen

Die Erhebung von Scope-2-Emissionen ist für jedes Unternehmen mit Klimazielen unerlässlich. Durch die Erfassung verlässlicher Daten, die Berechnung mithilfe beider Bilanzierungsmethoden und die Sicherstellung, dass der Einkauf erneuerbarer Energien ordnungsgemäß in die Berechnung einfliesst, können Unternehmen nicht nur ihre Treibhausgasemissionen ermitteln, sondern auch bessere Entscheidungen zu deren Reduzierung treffen.

Wie können Ecohz und Tanso dabei helfen?

Ecohz vereinfacht den Weg zu Netto-Null. Seit über 20 Jahren unterstützt Ecohz Unternehmen bei der Reduktion von Emissionen aus Scope 2 und der Umstellung auf erneuerbare Energien. Von der Strategieentwicklung bis hin zur Unterstützung bei der Beschaffung von EACs auf der ganzen Welt schneidet Ecohz innovative Lösungen für jeden Kunden.

Tanso ist die führende Nachhaltigkeitssoftware für CO₂-Bilanzierung und CSRD-Berichterstattung für Industrieunternehmen im Mittelstand. Spezifisch für die Scope 2 Bilanzierung bietet Tanso eine globale Datenbank mit aktuellen Netzemissionsfaktoren von über 200 Ländern weltweit, die automatisch bei der Berechnung von marktbasierten Emissionen zugeordnet werden. Alle Daten in Tanso sind voll mit den Anforderungen zur CSRD-Berichterstattung kompatibel, wodurch der Aufwand für die konforme Berechnung und Berichterstattung nach GHG Protokoll und CSRD minimiert wird.

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